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Die Perle der Karibik!

Sonntag, Dezember 13th, 2009

Yeah

Die Perle der Karibik! 

 

Stolze, einfach gekleidete Menschen schreiten vorbei an „the cage“ und wenden sich ab von den Objektiven der Touristen. Alle scheinen sehr beschäftigt. Strahlen ein gewisses Tempo aus. In Wirklichkeit haben hier wohl alle Zeit, für jeden. Fast nie, sehe ich jemanden europäisch ernsthaft, konzentriert blicken. Ich habe den Eindruck, schon ein Fingerzeig oder ein Augenaufschlag aus meinem weißen Gesicht, provoziert eine Reaktion der Menschen, um uns herum. Ist aber eigentlich klar, als Weißbrot unter ausschließlich Schwarzen. An einer Bushalte, wenn ich die überhaupt so nennen darf, stehen wir nicht eine halbe Minute ohne, dass uns ein Wartender anspricht. „Wo wollt ihr hin, man!“ fragt er strahlend mit einem dieser amerikanischen Wolldeckenaktzente. Ein bisschen verunsichert und vielleicht auch ertappt, antworte ich, „wir wollen nach ——- — airport!“ Und schon wurde das Schokoladengrinsen noch breiter und noch freundlicher. „Yeah man, wo kommt ihr her? Ihr kommt nicht aus Amerika, seit ihr aus England?“ Jetzt wurde mein Grinsen breiter. Denn mein English hat eher etwas von einem gerade in Deutschland eingereisten Araber, der in eine Bundestagdebatte gerät, die ausschließlich mit Fremdworten geführt wird. Lachend antworte ich, „wir kommen aus Deutschland!  Gerade gestern gelandet, wollen wir uns am Airport ein Mietauto ab holen.“ Ich blicke in erstaunte und vielleicht auch ein wenig überraschte große braunschwarze Augen und höre, „wo ist denn eure Gruppe?“  „Welche Gruppe? Wir möchten deine Insel erfahren und das mit dem eigenen Auto und ohne Reiseleiter!“ Noch mehr verwundert und vielleicht auch etwas besorgt kommt aus dem tiefschwarzen Gesicht „ich kann euch den Weg zum Airport zeigen, ich arbeite da.“ 

„Welcher Bus fährt denn dahin?“ frag ich. Lautes Lachen schlägt mir entgegen. „Warum lachst du?“ Will ich wissen. „Da fährt kein Bus hin?“ „Und wie kommst du hin?“ „Ich fahre mit dem Route-Taxi“ meint er. „Ah, das hab ich gelesen, ihr habt hier keine Busse sonder so was wie Sammeltaxi!“ 

Gleizeitig hält ein gepflegtes älteres Gefährt an der Stelle an wo wir stehen. Der Namenlose Schwarze weist uns in den Wagen. Unwohl steigen wir in einen leeren Kleinbus. Ich will natürlich wissen was uns die Fahrt kosten wird und Frage den Fahrer, der aber nicht auf die gestellte Frage, nach dem Preis antwortet. Sonder sagt: „Yeah man, ich bin Bob. Wo wollt ihr hin?“ Ich komme gar nicht zur Antwort. Unser Begleiter, der mit einsteigt, spricht mit Bob. In einer mir unverständlichen Sprache und erklärt Bob das alle zum Airport wollen. Soviel hatte ich verstanden. Meine Frau fühlt sich noch unsicherer als ich. Also tue ich sehr souverän um die Unsicherheit von Dagmar nicht zu strapazieren. Jetzt nur keine Panik. Ich spreche unseren Begleiter an „hey, was kostet die Fahrt?“Er meint, „das machen wir schon noch.“„Übrigens“ sage ich „mein Name ist Udo und das hier ist meine Frau Dagmar“„Oh“ meint unser Begleiter „ich hab vergessen mich vor zu stellen, ich bin Frank“„Hey Frank, frag doch bitte was die Fahrt zum Flughafen kostet, bei uns ist es so üblich, vor her zu wissen was man Zahlen muss. Und wenn wir fremd sind dann ist uns das noch wichtiger, um Missverständnisse und Ärger zu vermeiden.“ „Darüber gibt es keinen Ärger“ lacht Frank und spricht wieder mit dem Fahrer. Der schon längst mehrere Kilometer gefahren war. „Udo“ spricht Bob mich an „zahle was du möchtest!“ Was für eine Situation. Ich spreche die Sprache nicht, fühle mich falsch oder unverstanden. Ich weiß, dass diese Menschen auf den Tourismus angewiesen sind. Ich möchte nicht als neureicher Juppi gesehen werden, noch als Ausbeuter. Ich hab den schwarzen Peter in der Hand. Ich schaue in mein schlaues Buch, der Reiseführer im Westentaschenformat, für wenig Geld. Da stehen meistens nur Touritipps drin, wo kaufe ich meine Souvenirschrott oder so. Aber manchmal hat man ja auch Glück. –Da ein Hinweis: Route-Taxi die Sammel-Taxi Verbindung zwischen den Orten. Die Taxen, meist ein kleiner Toyota Yaris, überladen mit acht Personen. Verkehren nur zwischen zwei bis drei Orten. Da muss dann Umgestiegen werden. Dabei sind etwa 2 – 3 Dollar fällig. Die Strecken sind so um die 10km lang. Unsere Strecke ist so in etwa 70km also ist der Wert der Fahrt 14-21 Dollar. Mein Entschluss: Ich zahle 20 Dollar pro Nase. Wobei nach Reise Führer ein richtiges Taxi etwa 50-60 Dollar kostet. Dann aber ohne Abenteuer und Menschen hautnah.Den Rest der weiteren Fahrt Unterhalte ich mich, die meiste Zeit mit Frank. Wenn man das Unterhalten nennen kann. Die ganze Strecke ist sehr entspannt bis zu einer Stelle an der mindestens fünf Polizisten mit Helm, Schutzweste, Handschuhe, Springerstiefel, Uniform und dem Schnellfeuergewehr in Vorhalte, Verkehrskontrolle machen. Im Übrigen sind es in etwa 35°C bei mindestens 99 Prozent Luftfeuchtigkeit. Bob und Frank werden still und das mitten in einem Redeschwall. Ich sehe die Kontrollstelle auf dem Seitenstreifen der Straße. Und ich frage mich warum die Beiden plötzlich so still werden. Aber bei meinem Gedanken bleibt es nicht. In dem Moment, dass wir die Stelle passieren, frage ich Bob „was ist los?“  Wir fahren vorbei und beide entspannen wieder. Bob erklärt mir, „wenn wir Schwarzen mit zwei Bleichgesichtern im Auto unterwegs sind und kein Route-Taxi-Zeichen auf der Windschutzscheibe haben, könnte es sein das die meinen, wir haben euch entführt. Nur schon der Verdacht bei einer Kontrolle kann sehr unangenehm werden.“„Ich verstehe, das scheint ja dann auch schon mal vor zu kommen?“ Frage ich nicht ganz ohne einen etwas unruhigen Ton.Frank meint „ja, das passiert hier öfter, aber ihr seid in guten Händen! Glaub mir!“ 

Man was bin ich jetzt beruhigt, denke ich bei mir, das wir in so guten Händen sind. Hey man, wir kennen uns grade mal 20 Minuten! Die weiter Fahrt ist es aber weiterhin relativ entspannt. Aber mir war jetzt klar, kein Bus, kein Route Taxi, nein eine Privatfahrt, darum steigt auch niemand zu. Und halleluja, Dagmar bekommt das Gespräch, gar nicht mit. Weil sie die ganze Fahrt mehr oder weniger von der Landschaft und den saumäßigen Straßen abgelenkt wird. Aber es fällt auch schwer bei solchen Eindrücken nicht ins Träumen zu geraten. Freilebende Vögel die aussehen wie Flamingos aber eine Farbe tragen die man denen so gar nicht zu schreibt, Kormorane die auf einer Art Leitplanke auf Beute warten, Geier die sich kaum zwei Meter vor dir auf der Straße niederlassen. Ein üppiger Bewuchs, wie es einem echten Regenwald zu Gesicht steht. Einfach grün, grüner, am allergrünsten. Zwischendurch male ich mir aus Dagmar würde jedes Wort mit bekommen und kriegt, dass was ich unter einer Panikattacke verstehe. 

Da endlich, das erste Schild zum Flughafen, ich deute das als, nächste rechts ab. Junge jetzt mach bloß keinen Scheiß und fahr die nächste rechts. Sonst bekomme ich die Panikattacke, die ich mir für Dagmar ausgedacht habe. Puh, Bob setzt den Blinker und fährt in einen Kreisverkehr ein. Erste Ausfahrt vorbei, zweite Ausfahrt vorbei, bei der dritten will ich ansetzten. Da ruft Bob aus, „verdammt, Ausfahrt verpasst, no problem Man, muss ich noch mal rum, yeah man!“Ich möchte in diesem Moment nicht wirklich mein Spiegelbild sehen. Das Gesicht ist wahrscheinlich aschgrau, die Augen blutunterlaufen und die Halsschlagader steht vor wie eine dicke, fette, hässliche Krampfader. Noch fünf Minuten und wir sind am Ziel. 

Alle Aufregung kostenlos aber die Fahrt nicht, jetzt wird abgerechnet. Ich zücke meinen Geldbeutel und ziehe das von mir geplante Honorar heraus und drücke es Bob mit meinem Danke in die Hand und will mich verabschieden. Bob zählt die vier Zehner vor. Gibt Frank, von dem ich mich gerade verabschiede, einen Zehner in die Hand. Und meint, „hey man, das ist zu viel“ und gibt mir zwanzig Dollar wieder. Verblüfft und auch ein wenig vorgeführt stehe ich da. Ich will natürlich das Geld nicht wieder aber Bob und Frank bestehen darauf. Erklären aber auch warum. „Mit den zwanzig Dollar gibst du mir schon mindestens das Doppelte was ein Route Taxi kostet und wir müssen eh hier her. Also nimm das Geld zurück und enjoy your time, auf unsere Insel, yeah man! Wir verabschieden uns herzlich, von den beide die wir wohl auch nie wieder sehen werden!Jetzt geht die Suche nach der Autovermietung los aber der Flughafen ist recht klein. Aber dafür gut gesichert. Ohne Ticket bekommt man keinen Zutritt. Wir fragen uns durch und nach dem wir uns verständlich gemacht haben deutet uns ein Sicherheitsmann ein kleines Schild. Unter dem Schild eine kleine Klingel auf der Flughafenwand. Ich drücke auf den Klingelknopf und warte. Scheinbar aus der Mauer ertönt eine Stimme. Sprache? Fehlanzeige! Wir haben nix aber auch gar nix verstanden. Ich rufe in Richtung Mauer, „wir wollen ein Auto mieten“ klar ich rufe in Englisch. Da, die Mauer Antwortet, „einen Moment bitte.“ Wir warten in unserem Touristendress vor dem Flughafen. „Andere Länder andere Sitten“ höre ich mich selbst sagen.Da kommt ein schwarzer Mann auf uns zu und spricht uns an. „ Willkommen, bitte folgen sie mir.“ Und siehe da mit diesem Herren kommen wir ohne weitere Kontrolle in den Terminal.Dann folgt das ganz normale Palaver um die Papiere und anschließend bekommen wir unser Auto. Na, was soll ich sagen, es ist oh Wunder, ein Toyota Yaris. Eigentlich hatte ich nach dem was ich auf den Straßen gesehen habe, nichts anderes erwartet. Das Auto sah für seine mindestens 8 Jahre sehr gut aus, innen. Außen ein Auto was alles schon gesehen haben muss! Es gibt im Protokoll, das ich unterschreiben muss, keine Stelle die nicht mit einem Schaden gekennzeichnet wird. 

Jetzt haben wir, habe ich, nur noch einen Wunsch. Ab ins Hotel denn die siebzig Kilometer haben es in sich! Rechtslenker und links Verkehr aber auch die Straßen sind eine große Herausforderung. Die Rückfahrt ist ein eigenes Abenteuer. Das war es auch schon fast mit dem ersten Reisebericht der vielleicht eine Fortsetzung findet wenn er gelesen und kommentiert wird. Was mich hier wundert, ist das ich hier im Land des schnellsten Mannes der Welt bin. Und an diesem Tag noch nicht einen Läufer gesehen habe. Dafür ist der zweite Exportschlager, haha, nach dem Bauxit allgegenwärtig und präsent, aber auch geil! Na, wo bin ich? Und wer ist der schnellste Mann der Welt? Warum sehe ich, in einer so sportbegeisterten Nation, keine Läufer? Wer oder was ist „the cage“? 

Wer weiß es? 

Hier noch ein Spruch von dieser Insel: Dont drive and drink but smoke and fly! 

 

Liebe GrüßeEure Schleiche.

Hallo ihr da draußen in der Welt!

Dienstag, Dezember 8th, 2009

In den nächsten Tagen wird hier ein Reisebericht erscheinen (Thema: Die Perle der Karibik), der gerne kommentiert werden darf. Oder vielleicht habt ihr eigene Berichte zu euren Reisen und Sporterfahrungen! Also los geht`s.

 Eure Schleiche“Die Perle der Karibik”